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Nachruf auf Pfarrer i. R. Hermann Daniel

Hermann Daniel war ein Mensch, der mitten im Leben stand und immer mitten unter den Menschen war. Nun ist er mit 87 Jahren im Altenheim St. Johannes in Warburg verstorben. Wenn er von den Stationen seines Lebens erzählte, hörte man ihm gern zu. Denn der Seelsorger hat viel erlebt – vor allem während der Jahre im Ruhrpott als Bergarbeiter unter Tage und unter den Kumpel.

Hermann Daniel wurde 1962 vom damaligen Erzbischof Lorenz Jaeger im Paderborner Dom zum Priester geweiht. Der gebürtige Gelsenkirchener, der in Dortmund aufwuchs, kehrte im Ruhestand dorthin zurück, wo er schon 1969 in der Gemeinde aktiv war: nach Germete.

Dort war damals der Diözesanpriester Rektor bei den Serviam-Schwestern. Und anschließend bis 1976 Pastor in Rimbeck. Dann begann in der alten Heimat, dem Ruhrgebiet, die neue und für einen katholischen Pfarrer ungewöhnliche Karriere: Hermann Daniel wurde Arbeiterpriester und Bergarbeiter. Ein biblischer Auftrag, wie er einmal berichtete: "Schon Jesus war für die kleinen Leute da." Man habe einen Graben zwischen der Kirche und den Arbeitern bemerkt. "Und einer musste über diesen Graben springen."

Er tat es und lernte, was es bedeutet, Bergmann zu sein. "Ich war 39 Jahre alt und lernte mit Buben von 18 Jahren." Eine Arbeit, dunkel, heiß, gefährlich und körperlich enorm anstrengend: "Ein halbes Jahr lang dachte ich, ich schaffe es nicht", erinnerte er sich gerne. "Doch es war schön. Man sagt zu den Bergarbeitern nicht umsonst Kumpel." Er lebte mittendrin in der Arbeitersiedlung.

Viele wussten anfangs nicht, dass der Kumpel an ihrer Seite ein Pfarrer ist. Den meisten sei die Kirche egal gewesen. Und die, die ihr ablehnend gegenüberstanden, hätten ihn spätestens nach zwei Jahren als loyal akzeptiert. "Ich war vom Bischof eigentlich nur für zwei Jahre beauftragt." Doch irgendwie wollte Daniel keine Experimente, sondern etwas von Dauer: Also fuhr er zunächst acht Jahre in die Grube "Erin" in Castrop-Rauxel ein. Danach war er weitere acht Jahre in der Kokerei Hansa in Dortmund tätig. "Ich habe dem Pfarrer vor Ort ab und zu geholfen und Gottesdienste übernommen", sagt er. Mit 55 Jahren war das Bergmanns-Leben zu Ende.

Die nächste Herausforderung wartete. Hermann Daniel wurde Pfarrer in der Gemeinde St. Joseph in der Dortmunder Nordstadt. Ein Stadtteil, in dem sich alle sozialen Probleme verdichteten. 15 Jahre blieb Hermann Daniel dort und packte es an. Das kannte er von unter Tage. Nah an den Menschen zu sein, das hieß für ihn, sich mit anderen für bessere Lebensbedingungen der Menschen stark zu machen. Geblieben ist bis heute in der Gemeinde das Dosenprojekt. Zweimal in der Woche werden an bedürftige Menschen dort Konserven verteilt.

Während dieser ganzen Jahre in Dortmund hat er stets den Kontakt ins Warburger Land gehalten. Mit Bergarbeitern und Gemeindegruppen gestaltete er Freizeiten im Landhaus am Heinberg, feierte zehn Jahre die Kar- und Osterliturgie in der Region.

Für den Ruhestand mit 70 stand zur Wahl: Bergarbeiter-Siedlung oder das Landleben?

Daniel entschied sich für Letzteres. Zehn Jahre lebte er im Landhaus am Heinberg. Es wurde eine ruhigere Phase in seinem Leben: er entdeckte, studierte und meditierte Texte von Meister Eckhart, begegnete den Gruppen im Landhaus als Ansprechpartner und Seelsorger, kümmerte sich um die Seniorenseelsorge zunächst in Haus Maria und dann im Seniorenzentrum St. Johannes. Körperlich aktiv arbeitete er bei der Germeter Rentner-Truppe mit, die sich um die Dorfverschönerung kümmert. "Ich kann ja schließlich mit der Schüppe umgehen." Ab dem 80sten Lebensjahr lebte er bei den Germeter Schwestern, die er seelsorglich begleitete. Gottesdienste feierte er regelmäßig mit den Schwestern und im Seniorenzentrum St. Johannes, in dem er sein letztes Lebensjahr verbrachte. Bei seinem 60-jährigen Priesterjubiläum 2022 hat er gesagt:  "Ich bereue keinen Tag in diesen 60 Jahren. Ich bin zufrieden mit diesem Weg.“

Er starb am 01. Mai 2024, dem Gedenktag Josef des Arbeiters in St. Johannes in Warburg. Dies, war für ihn immer ein wichtiges Datum, um für die Gerechtigkeit gerade für die ‚kleinen Leute‘ einzustehen.