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Zum Tode vom Sr. Johanna Niemann

Sr. Johanna Niemann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Geschichte einer Missionarin

Johanna Augusta Niemann wurde am 6. Oktober 1930 in der Stadt Lastrup / Niedersachsen geboren. Sie war die einzige Tochter von Elisabeth Berta Niemann und Heinrich Hubertus Niemann und wuchs in einer Familie praktizierender Katholiken auf.

Ihre Kindheit und Jugend verlebte sie im NS-Regime und im Zweiten Weltkrieg. Ihr Vater wurde eingezogen und musste im Krieg dienen. Er ließ seine kranke Frau, die gelähmt war und im Krankenhaus lag, mit der Tochter zurück. Während dieser Zeit lebte Johanna im Krankenhaus der Franziskanerinnen. Ihre Mutter starb 1946, sechs Wochen bevor ihr Vater nach Hause zurückkehrte, denn er war nach Beendigung des Krieges noch lange in russischer Gefangenschaft.

Seit ihrer Kindheit nahm Sr. Johanna gern an Sonntagsgottesdiensten teil und gehörte zum Kindermissionswerk. Als Adoleszente und junge Frau stand sie weiter zu ihrem Glauben und besuchte täglich die Eucharistie. Immer mehr wuchs in ihr die Liebe zur Kirche und zur Mission. Im Alter von 15 Jahren schrieb sie in ihr Tagebuch: „Ich möchte Missionarin werden!“ und erklärte ihren Wunsch: um den Glauben, der sie glücklich machte, an Menschen in fernen Ländern, die Jesus nicht kannten, weiterzugeben.

Im Alter von 18 Jahren, als sie an einem Jugendtreffen teilnahm, spürte sie den Ruf zum gottgeweihten Leben. Sieben Jahre lang widerstand sie jedoch diesem Ruf, indem sie Gott keine konkrete Antwort gab. Sie gab an, dass sie als einzige Tochter ihren Vater und ihre Stiefmutter nicht verlassen könne. Während dieser Zeit studierte sie, besuchte die Pädagogische Hochschule und unterrichtete an der Grundschule. Dann lernte sie die Schwestern des Herz-Jesu-Institutes kennen. Durch ihre Spiritualität, des Lebens in der Gegenwart Gottes, wurde ihr klar: Das ist der Ort den Gott für mich reservierte, um mein ganzes Leben zugunsten seines Königreichs einzusetzen.

Mit 26 Jahren war sie offen, ihrer Berufung zu folgen, mit dem Gegenwärtigen Gott zu leben und ihn zu bezeugen, wohin auch immer er sie senden würde. 1957 trat sie als Novizin in die Gemeinschaft des Herz-Jesu-Institutes ein und feierte 1959 als Sr. Johanna ihre endgültige Weihe an Gott. Im darauffolgenden Jahr wurde sie nach Brasilien gesandt. So erfüllte sich ihr Wunsch, Missionarin in fernen Ländern zu werden.

In Brasilien half sie in der Ausbildung der Novizen und jungen Schwestern. Sie war Referentin in Paraúna, Estado de Goiás, in einer Pfarrei ohne Priester, und in Goiânia in der Fatima – Pfarrei. Zweimal übernahm sie die Leitung der brasilianischen Region des Institutes, und neun Jahre hatte sie die Gesamtleitung inne. Danach arbeitete sie in der Pfarrei in Osasco/SP. Ab 2000 wohnte sie in der Pfarrei Santa Terezinha do Menino Jesus in Passagem in Tubarão / SC.

 Innerhalb der Schwesterngemeinschaft war sie immer eine aktive und partizipative Person. Sie trug viel zur Verbreitung und Vertiefung der Schriften des Gründers bei, indem sie recherchierte, übersetzte und aktualisierte.

Anlässlich der Feier des goldenen Jubiläums ihres geweihten Lebens erklärte Sr. Johanna: Das Charisma des Herz-Jesu-Instituts war für mich anziehend und zieht mich immer an. Bewusst und in Gemeinschaft mit dem Gegenwärtigen Gott leben, seine Nähe der Welt bezeugen, vor allem den Familien und den Pfarreien, das ist das Fundament unserer Spiritualität und der Anstoß für meine Mission.

Am 24. Februar 2021 rief Gott seine Missionarin, im Alter von 90 Jahren, in seine ewige Gegenwart. Als Opfer von Covid 19 ging sie heim zum Vater mit einem Herzen voll Ruhe und Frieden im Herrn.

Braço do Norte, 25.02.2021

Irmã Irene Lorenzetti